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Band 2, Kapitel VI: Auf dem Weg nach Hoch-Hrothgar
Nachdenklich betrachtete die kleine Khajiit-Magierin Ce'Nedra das Medaillon in ihrer Hand, als sie zurück zu Lydia schlenderte. Die Schildmaid hatte an der Treppe Platz genommen und schaute interessiert zu, wie die Gefährten mit den Rekruten ihre Übungen machten. Als sie die zierliche Katze um die Ecke kommen sah, stand sie auf und ging ihr entgegen.
»Wie war es?«, erkundigte sie sich.
Ce'Nedra zuckte mit den Achseln und gab ihr einen kurzen Überblick darüber, was in der Tiefenschmiede geschehen war.
»Die Werwolf-Gilde scheint in grossen Schwierigkeiten zu stecken, besonders da Hircine ihnen einen üblen Streich gespielt hat. Vilkas gibt sich von aussen hart wie ein Krieger, aber innerlich ist er in tiefer Trauer um seinen Bruder«, schloss sie betrübt. »Wie lange benötigen wir zum Berg Hoch-Hrothgar?«
»Je nach Wetterlage kann die Reise gut einen Tag dauern. Zudem gibt es oben oft Schneestürme und es ist bitterkalt. Am besten, wir kaufen noch was ein.«
Ce'Nedra lächelte ihre Schildmaid versonnen an. Sie war so froh, jemanden bei sich zu haben, der sich hier in Himmelsrand auskannte. Ihre Hilfe war für sie von unschätzbarem Wert gewesen. Sie wusste, dass sie sich jederzeit auf Lydia verlassen konnte.
Da sie etwas spät dran waren, beschlossen sie, erst am nächsten Tag nach Hoch-Hrothgar aufzubrechen. Sie wollten jedoch den Tag nicht nutzlos verstreichen lassen. Deshalb gingen sie zusammen auf den lebhaften Markt, wo die Marktschreier lauthals ihre Waren anboten.
Für ihr neues Haus benötigte die kleine Khajiit-Magierin allerlei Nahrungsmittel, Vorräte und Hausrat wie Teller, Becher, Besteck, Gläser. Sie fanden auch einen Stand mit frischen Früchten, Blumen und etwas Saatgut, um hinter dem Haus den Garten zu bepflanzen. Auch Gerätschaften für die Schmiede, Phiolen und Zutaten für den Alchemietisch sowie Seelensteine für den Verzauberungstisch schafften sie an.
In Belethor's Gemischtwarenladen, wo Ce'Nedra einige Tage zuvor ihre Magierrobe zu einem Tiefstpreis erworben hatte, ergatterte sie einen warmen Mantel für den Fall, dass sie in die Berge oder hoch in den Norden reisen musste. Die schmächtige Khajiit-Magierin versank in dem grossen, dick gefütterten Umhang.
»Mit Nadel und Faden bringen sie das sicher in die richtige Grösse«, meinte die Schildmaid und so handelte die Khajiit-Magierin den Preis so tief runter, dass Belethor der Verzweiflung nahe war.
In Brisenheim angekommen, werkelten beide Frauen emsig an ihrem neuen Heim. Lydia wollte zuerst ihr Zimmer im Keller einrichten, was die Khajiit-Magierin vehement ablehnte. Da sie vorerst ohnehin keine Kinder zu erwarten hatte, so hoffte sie zumindest, sollte ihre neue Begleiterin gefälligst das Zimmer neben dem Elternschlafzimmer in Beschlag nehmen. Ce'Nedra hielt es nicht für angemessen, dass ihre Beschützerin im Keller neben der lauten, stinkenden Schmiede untergebracht wurde.
Am Abend hatten sie alles eingerichtet, den Mantel umgenäht und sogar Vasen mit frischen Blumen aufgestellt, sodass Brisenheim eine freundliche, weibliche Gemütlichkeit ausstrahlte. Die Vorbereitungen für die lange Reise am nächsten Tag waren ebenfalls abgeschlossen und alles lag am Eingangsbereich bereit. Sie kochten sich eine feine Gemüsesuppe mit Äpfeln und für Lydia gab es selbstverständlich zwei ordentliche Hammelkeulen dazu.
»Du solltest ein wenig Fett zulegen, wenn du länger in Himmelsrand bleibst«, meinte Lydia, als sie genussvoll in die Keule biss. »Für uns Nords ist es der natürliche Schutz gegen Eis und Kälte.«
»In Himmelsrand trifft das sicher zu, aber in Elsweyr unter der glühenden Sonne behindert dich das Fett bei der Jagd«, meinte Ce’Nedra lächelnd. »Wie kommen wir morgen zum Berg?«
»Aus Weisslauf fährt keine Kutsche nach Ivarstatt«, schüttelte Lydia den Kopf, während sie sich die fettigen Finger ableckte. »Deshalb gehen wir zum alten Anwesen von Jo'Morizo, nach Heljarchen. Dort haben sich einige Khajiits angesiedelt. Die Kutsche fährt von dort direkt nach Ivarstatt und wir können in Ruhe die Fahrt geniessen.«
Rasch wuschen sie nach dem Mahl die Reste von den Tellern ab, wobei es bei Lydia kaum Essensreste gab, und plauderten noch belangloses Zeug miteinander. Als die Müdigkeit beide überkam und sie herzhaft gähnten, verzogen sie sich in ihre Gemächer und schliefen sofort ein.
Am nächsten Morgen brachen sie früh auf. Noch etwas schlaftrunken assen sie ein rasches Frühstück und packten ihre Vorräte und Wintersachen in die Beutel, die sie am Abend zuvor vorbereitet hatten. Das Wetter war immer noch grau und nass, sodass sie keine grosse Lust verspürten, lange Märsche durchzuführen. Trotzdem waren sie in der Morgendämmerung am Haupttor bereit und gingen die Strasse nach Osten entlang.
Sie überquerten die Brücke, die nach Dämmerstern oder Windhelm führte. Auf der linken Seite zog die stolze Burg Drachenfeste auf dem steilen Felsen an ihnen vorbei. Danach öffnete sich den beiden Wanderinnen die hügelige Weite des östlichen Teils der Tundra.
Sie passierten den Östlichen Wachturm und den Loreiushof, der das Nachbargelände des Guts Heljarchen darstellte. Im Norden erkannte man die Schneegrenze zu den kalten Gebieten von Himmelsrand, die das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt waren. Es fröstelte Ce’Nedra ein wenig, jedoch nicht so stark, dass sie den warmen Mantel anlegen musste.
Sie war neugierig auf das Gut Heljarchen. In Elsweyr hatte sie viel darüber gehört und gelesen, wie die Khajiits durch den armen Moritz Khajiit in Verruf geraten waren, die Verfolgung ihres Stammes, der viele Opfer gefordert hatte, den Sieg des ersten Khajiit-Drachenblutes gegen die Sturmmäntel und die Gründung des Roten Kreuzes, wo die Khajiits, den Widrigkeiten strotzend, allen verwundeten Soldaten im Krieg geholfen und so ihren guten Ruf widerhergestellt hatten.
Der arme Moritz Khajiit hatte das Gut Heljarchen an die beiden Werwölfe Padraic und Flosamma zu einem symbolischen Wert von einem Gold verkauft, unter der Bedingung, dass es ein ständiges Zuhause für die Khajiit-Karawanen sein sollte. Leider wohnten die beiden Wölfe nicht mehr unter dem Dach, dafür hatten sich die Khajiits hier eingerichtet und aus Heljarchen das Hauptquartier des Roten Kreuzes gemacht. Heute half die Gilde nicht mehr den Soldaten auf dem Felde, dennoch konnte jeder Bürger oder Reisende von Himmelsrand dort mit Heilzauber oder Getränken versorgt werden.
Unterstützt und beschützt wurde das Rote Kreuz immer noch von der Diebesgilde. Ihnen zu Ehren war auch eine Statue von Nocturnal errichtet worden, was ihr etwas unangenehm war, denn sie hielt sich als Göttin der Diebe lieber im Verborgenen.
Ce'Nedra ging mit ihrer Schildmaid Lydia durch das offene Tor und wurde sofort herzlich von ihren Landesgenossen begrüsst. In alter Tradition beschnupperte man sich kurz an der Nase. Man fragte sie direkt nach dem neusten Klatsch und Tratsch aus Elsweyr, was die neue Regierung aus dem schönen Land Elsweyr machte und wie sich dort alles entwickelte. Man palaverte und beschnupperte sich minutenlang.
Plötzlich stand Ce'Nedra, die Khajiit-Magierin, einfach nur da und glotzte mit halb offenem Mund zum Haus. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Katzenpupillen hatten einen verträumten Glanz erhalten. Man hätte denken können, sie hätte einen Lähmungszauber abbekommen, was bei ihrem Talent durchaus möglich gewesen wäre, oder ein Blitz hätte sie getroffen.
Aus der Haustüre kam ein Prachtexemplar von einem Kater herausstolziert. Der durchtrainierte, muskulöse Körper mass etwas mehr als sechs Fuss, was für einen Khajiit sehr gross war. Seine aufrechte und selbstbewusste Haltung wiesen darauf hin, dass er als Krieger viele Schlachten geschlagen hatte. Wie Ce'Nedra hatte er strahlend blaue Augen, etwas heller als jene der Khajiit-Magierin.
Sein dreifarbiges Fell war vom Kopf bis vorn zur Stirn schwarz bis dunkelgrau eingefärbt. Er hatte eine weisse Schnauze und sowohl seine Lefzen als auch seine Augenpartie waren von einem hellen Grau, wobei sein Backenbart, der ihm einen gefährlichen Ausdruck verlieh, eine dunklere Farbe hatte.
Der Kater steckte in einer stählernen Rüstung und war eindeutig als Khajiit-Krieger zu erkennen. Er hatte einen Schild und ein Schwert in der Hand und wollte soeben auf den Übungsplatz gehen, um einige neue Angriffsmuster zu probieren.
Als er jedoch die kleine, zierliche Khajiit-Magierin mit den wunderschönen, grossen, blauen Augen sah, liess er sofort Schild und Schwert fallen. Die Waffen fielen scheppernd zu Boden und verursachten einen Heidenlärm, was Ce'Nedra und Kharjo, so hiess der Kater, jedoch gar nicht wahrnahmen. Die anderen Khajiits um sie herum kicherten.
Langsam schritt der edle Kater auf die wie angewurzelt dastehende Magierin zu, wobei ihre Blicke ineinander versanken. Als er vor ihr stand, begannen sie, sich zu beschnuppern, und schlossen dabei langsam ihre Augen. Sie beschnupperten sich ... und beschnupperten sich ... und beschnupperten sich ... und beschnupperten sich ohne Ende und er roch sooo ... gut.
Er strömte einen herrlich frischen, süsslichen Duft aus, vermutlich von dem Met, den er am Morgen zu sich genommen hatte. Begleitet wurde das Frisch-Süssliche von einer leicht säuerlichen, erdigen Note, was ihm etwas Männliches, Standhaftes und Kriegerisches verlieh.
Auch Kharjo konnte nicht genug von Ce’Nedras Duft bekommen. Er roch das Süssliche von den Äpfeln, die sie zum Frühstück gegessen hatte, mit einem Hauch Katzenhonig, in die sie das Obst heimlich getunkt hatte, was die Begierde in ihm weckte. Begleitet wurde der Geruch vom Duft der frischen Bergblumen, die Ce'Nedra ins abendliche Bad mitgenommen hatte, der ihre Weiblichkeit unterstrich.
Das Getuschel und Gekicher um die beiden frisch Verliebten wurde lauter und lauter, aber es half nichts. Sie konnten nicht voneinander lassen und hätten sich den ganzen Tag mit geschlossenen Augen beschnuppert. Der Nord-Kriegerin wurde es zu bunt und sie rief Ce'Nedras Namen. Als die kleine Magierin keine Reaktion zeigte, schlug die Kriegerin aufdringlich neben den beiden ihr Schwert gegen den Schild, sodass das Paar aus seinen Träumen erwachte. Die beiden Katzen schauten einander wieder in die Augen.
»Mein Name ist Kharjo«, stellte sich der Kater ein wenig verlegen vor.
»Jaaaa ...«
»Hast du auch einen Namen?«
»Jaaaa ...«
Lydia verdrehte die Augen und gab ihrem Thane einen kräftigen Schubs, damit sie endlich wieder erwachte.
»Ce-ce-ce'Nedra«, stotterte die Magierin unbeholfen. Sie kam sich vor wie ein kleines Kind und schlug vor Scham ihre Pfoten vors Maul.
»Ce'Nedra! Was für ein schöner Name. Bedeutet das nicht so etwas wie die einzig Geliebte?«, fragte er behutsam.
Die zierliche Khajiit konnte bloss freudig nicken, wobei ihre Augen immer noch an ihm klebten.
»Wohin wollt ihr beiden reisen? Oder bleibt ihr ein wenig hier?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Wim üschen nasch«, nuschelte Ce’Nedra hinter der Pfote und liess sie sinken. »Wir müssen nach Hoch-Hrothgar hinauf.«
»Ach, du bist das neue Drachenblut, von dem wir gehört haben.«
Sie seufzte ein wenig und antwortete: »Ja genau, deshalb will ich mit den Graubärten sprechen.«
»Du solltest sie begleiten«, mischte sich Ma'dran, der neue Hausherr von Heljarchen ein und zwinkerte Kharjo schelmisch zu. »Sie hat eine äusserst fähige Schildmaid bei sich. Aber der Weg ist lang und gefährlich. Die Drachen sind wieder erwacht. Zu dritt nach Hoch-Hrothgar zu reisen, wäre klüger.«
Die zierliche Katze wandte sich ihrer Nord-Kriegerin zu: »Ist es dir recht, wenn er uns begleitet?«
»Du krümmst ihr ein Haar und ich mache mir einen neuen Schal aus deinem buschigen Schwanz«, drohte Lydia dem Kater mit Nachdruck. »Hast du mich verstanden?«
Während Kharjo mit seiner Pfote sanft über Ce'Nedras Wange strich, flüsterte er ihr liebevoll zu: »Nie im Leben werde ich dich verletzen, meine Liebe.«
Er hetzte ins Haus Heljarchen, wobei die frisch verliebte Khajiit-Magierin ihm hinterher schmachtete, und packte seine Wintersachen und ein paar Vorräte zusammen. Dann bestiegen sie die Kutsche nach Ivarstatt, die sanft ruckelnd losfuhr.
Der Khajiit-Krieger nahm die zierliche Ce'Nedra, die sich noch so gerne an ihn kuschelte, sofort in seine starken Arme. Da es ein wenig frisch war, mummelten sich beide in eine warme Decke ein. Lydia, die tapfere Schildmaid, verdrehte zwar die Augen und gab sich streng. Allerdings verrieten ein paar leichte Zuckungen an ihren Mundwinkeln, dass sie sich insgeheim über das Glück der beiden freute. Sie kannte Kharjo nicht persönlich, hatte jedoch viel Gutes von ihm gehört. So unterschiedlich die beiden waren, er der grosse, muskulöse Krieger und sie die kleine, schmächtige Magierin, so wunderbar passten sie zusammen.
Die Fahrt gestaltete sich lang und mühselig, da das Wetter immer schlechter wurde. Die Kälte nahm zu und am Horizont waren bereits dichte Wolken zu sehen, die einen wüsten Schneefall versprachen. Die Gefährten hofften, rechtzeitig nach Ivarstatt zu gelangen, damit sie dort in der sicheren Wärme übernachten konnten. Auf gar keinen Fall war heute an einen Anstieg zum Berg Hoch-Hrothgar zu denken.
Das frische Paar nutzte die lange Fahrt, um sich besser kennenzulernen. Auch Lydia, die Schildmaid, hörte ihnen interessiert zu. Sie war noch nie in ihrem Leben in Elsweyr gewesen und kannte das Volk der Khajiit nur von den Geschichten und den Ereignissen aus dem letzten Bürgerkrieg.
Sie schätzte die zierliche Magierin mit ihrer einnehmenden, verletzlichen Art. Es stellte sich heraus, dass Kharjo vom Alter her Ce'Nedras Vater hätte sein können, was für die beiden jedoch vollkommen belanglos war. Er war tatsächlich nur zwei Jahre jünger als Dar'Jar, der Vater der zierlichen Magierin. Sie kamen sogar aus demselben Gebiet in Elsweyr und wären fast Nachbarn geworden, wären damals nicht die Rebellion und die damit verbundenen blutigen Kämpfe ausgebrochen. Mit Bedauern hörte sie Kharjo zu, wie er im Kampf gegen die Werwölfe, ein hinterhältiger Winkelzug seitens der Thalmor, seine gesamte Familie verloren hatte und zusammen mit dem armen Moritz Khajiit nach Himmelsrand geflohen war.
Ce'Nedra erzählte von der sorgenfreien Jugend, in der sie von ihren Eltern verwöhnt worden war, und wie ihr Vater beschlossen hatte, sie in die Akademie der Winterfeste zu schicken. Höchst interessiert hörte Kharjo ihrer Schilderung zu, wie sie im Hafen von Winterfeste von dem Argonier übertölpelt worden war, wie sie in Rifton ausgenommen, in Helgen fast hingerichtet worden war; wie sie im Ödsturzhügelgrab den ominösen Stein gefunden hatte, wobei Ce’Nedra die Einzelheit mit der Wortmauer ausliess und wie sie vor Weisslauf den Drachen getötet und seine Seele aufgenommen hatte.
»Mit dir scheint es nicht langweilig zu werden«, meinte der Khajiit-Krieger trocken und knetete zärtlich ihre süssen Katzenöhrchen.
Schnurrend genoss sie seine Liebkosungen.
»Ich werde mich um die beiden Argonier und die Valerius-Geschwister kümmern«, versprach Kharjo der schmächtigen Katze in einem Tonfall, bei dem selbst Lydia ein mieses Gefühl im Magen bekam.
Als die Kutsche gegen Abend in Ivarstatt ankam, hatte es bereits fürchterlich zu schneien begonnen. Durch die ganze Nacht hindurch würde es Schneestürme geben und so waren sie gezwungen, im Gasthaus zu übernachten, das Ce'Nedra bereits kannte. Sie hatte das hilfsbereite Wirtspaar in guter Erinnerung, da sie ein paar Tage zuvor nahezu mittellos dort gestrandet war. Es war verdammtes Pech gewesen, als sie in die Fänge der Kaiserlichen Armee geraten und nach Helgen verschleppt worden war.
Glücklicherweise erhielten sie im gut besuchten Gasthaus ein grosses Zimmer mit einem Doppel- und einem Einzelbett. Ce'Nedra und Kharjo freuten sich bereits darauf, zusammen im Doppelbett zu liegen, doch die Schildmaid bestand darauf, dass die beiden Frauen es belegten, worauf sie einige böse Blicke von den beiden Katzen kassierte.
»Je länger der Mann auf die Beute wartet, desto interessanter wird sie«, meinte sie bloss schulterzuckend.
»Und wenn die Beute gar nicht warten will?«, fragte die zierliche Khajiit-Magierin mit traurigen Blicken.
»Nichts da!«, befahl die Nord-Kriegerin klipp und klar. »Morgen steigen wir die Siebentausend Stufen nach Hoch-Hrothgar rauf, vermutlich bei tiefem Schnee. Da müssen wir ausgeruht sein.«
»Und von dir«, sie tippte mit dem Finger auf Kharjo's Brust, »will ich keinen Mucks hören!«
Kein vernünftiger Mann in Himmelsrand, der an seinem Leben hing, frisch verliebt oder nicht, widersprach einer Nord-Kriegerin. Sie assen noch ein herzhaftes Abendmahl und gingen alle miteinander, die beiden Katzen schmollend, zu Bett.
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Kaum hatte Kharjo seine stahlblauen Augen geöffnet, hörte er ein dumpfes Scheppern, zusammen mit einem langgezogenen Autsch. Schlaftrunken richtete er sich auf und versuchte, sich den letzten Rest der Träume aus den Augen zu wischen, was ihm jedoch nicht so recht gelang. Wie gerne wäre er bei seiner Liebsten eingeschlafen, aber Lydia war eine erbitterte Anstandsdame gewesen. So blieb dem armen Kater keine Wahl, als nur von seiner neuen Liebe zu träumen, die jetzt an der Türe stand und sich den Kopf rieb.
»Was ist denn los, mein Mäusezähnchen?«, fragte Kharjo besorgt, stand auf und eilte zu ihr hin.
»Oh, Mäusezähnchen, du bist so süss«, himmelte sie ihn an, wobei sie sich immer noch die Stirne rieb.
Lydia, die Schildmaid verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und drehte sich wieder im Bett um.
»Ich sehe leider sehr schlecht. Ich wollte uns Frühstück holen und rannte gegen die Türe«, jammerte sie.
»Ja, es hilft, wenn sie offen ist«, gluckste der Khajiit-Krieger. Ce'Nedra gab ihm einen Stoss an die Seite.
»Entschuldigung. Ich puste ein wenig auf die Beule, das hilft immer«, versprach er und tat es auch gleich.
»Mit passieren immer solche Dinge. Deshalb werde ich auch Ce'Nedra, die Schusselige genannt.«
»Oh, mein schusseliges Mäusezähnchen. Dann werde ich eben auf dich aufpassen müssen.«
Währenddessen war Lydia aufgestanden und schlurfte nach draussen.
»Ich gehe mal pinkeln.«
Mit etwas Glück ergatterten die drei Abenteurer gerade noch einen Tisch in der überfüllten Gaststube. Viele Wanderer, Soldaten und Arbeiter suchten Schutz vor dem schlechten Wetter, das sich während der Nacht zusammengezogen hatte.